Als Marco Wittmann, Fahrer für das BMW Schubert Team am DTM-Rennen am Red Bull RingRed Bull Ring, Spielberg plötzlich die Position an René Rast übergab, löste das klassische Teamorder-Drama aus und brachte die Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) sofort in die Schusslinie.
Vor genau zehn Jahren kam es am selben Kurs zu dem berüchtigten "Schieb ihn raus"-Vorfall, bei dem ein Fahrer auf Befehl seines Teams absichtlich zurückfiel, um einem Teamkollegen Plätze zu sichern. Damals wurde der DMSB kritisiert, weil er die Regelverletzung zwar sanktionierte, aber keine klare Vorgabe zum Verbot von Teamorders formulierte. Der Vorfall hat die Diskussion über faire Rennbedingungen seitdem immer wieder neu entfacht.
Am Samstag, dem 6. September 2024, startete Marco Wittmann von der Pole-Position. Drei Runden später, unmittelbar nach der ersten Kurve, blinkten die Bremslichter seines BMW M4 GT3 mehrmals, während er auf einer geraden Strecke langsam nach unten rollte, damit René Rast vorbeiziehen konnte. Der Moment war für alle Kameras klar erkennbar – ein klassisches Signal für einen absichtlichen Positionswechsel.
Wittmann beendete das Rennen trotzdem auf Platz 2, nur sechs Punkte hinter Rast. Der Abstand mag klein erscheinen, doch in einer Saison, in der neun Fahrer noch im Titelkampf stehen, hat jeder Punkt riesige Bedeutung.
Zur gleichen Zeit verlor Jack Aitken am Sonntag, dem 7. September, nach einem spektakulären Aufholmanöver drei Kurven vor der Ziellinie die zweite Position – und erfuhr kurz darauf eine Reifenpanne, die ihn aus der Spitzenposition beförderte. Aus Favoriten wurde er über Nacht zum Außenseiter.
„Das war kein strategischer Schachzug, das war ein klarer Verstoß gegen unsere Regeln“, sagte Wittmann nach dem Rennen, leicht schnaufend, aber deutlich verärgert. Seine Stimme verriet, dass er den Befehl nicht freiwillig ausgespielt hatte.
Der Sprecher der DMSB erklärte: „Wir prüfen den Vorfall eingehend und werden geeignete Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass das Verbot von Teamorders künftig konsequent umgesetzt wird.“ Noch offen bleibt, ob eine Geldstrafe, Punkteabzug oder ein Startplatzverlust folgen wird.
BMWs Teamchef, Thomas Eichler, kommentierte: „Wir haben im Qualifying diesen Monat nicht die Leistung gezeigt, die wir erwarten. Der Befehl sollte die Chancen für den Gesamtsieger erhöhen, aber wir respektieren die Entscheidung des DMSB, diesen Aufruf zu überprüfen.“
Mit nur sechs Punkten Unterschied zwischen Wittmann und Rast rückt die Titeljagd in den letzten beiden Rennwochenenden in ein neues Licht. Sollte der DMSB Sanktionen verhängen, könnte das die Startaufstellung für Hockenheim verändern und damit die Chancen für Aitken, die von einem Pannenschaden am Sonntag noch weiter zurückfielen, neu verteilen.
Abseits der Fahrergebnisse hat der Vorfall die Diskussion um die kommenden Regeländerungen für 2025 angeheizt. Die DTM plant, ab der nächsten Saison obligatorische zusätzliche Boxenstopps einzuführen – ein Schritt, der das Risiko von taktischen Positionswechseln reduzieren soll. Gleichzeitig sollen die Rennen kürzer werden, um das Zuschauerinteresse zu steigern, und ein klimafreundlicher synthetischer Kraftstoff wird eingeführt.
Für Pirelli bleibt das Reifenpaket gleich: drei bis vier Sätze pro Wochenende, jedoch mit stärkerer Nachhaltigkeit im Fokus. Die neue 2025‑Evolution des BMW M4 GT3 soll zusammen mit den überarbeiteten Pirelli-Reifen die Qualifying‑Probleme, die das Team dieses Jahr geplagt haben, endgültig beheben.
Der DMSB arbeitet bereits an einer klareren Formulierung der Teamorder‑Verbotsklausel. Experten erwarten, dass künftig ein Verstoß nicht nur strafrechtlich, sondern auch sportlich – etwa durch sofortige Qualifikationsstrafe – sanktioniert wird.
Die Kombination aus strengeren Regelwerken, obligatorischen Boxenstopps und nachhaltigem Kraftstoff könnte die Serie wieder attraktiver für Zuschauer und Sponsoren machen. Ob das genug ist, um das Vertrauen nach dem Red‑Bull‑Ring‑Debakel zurückzugewinnen, bleibt abzuwarten – aber die Diskussion hat eindeutig gezeigt, dass die DTM nicht mehr in der Vergangenheit verharren kann.
Wittmann liegt nach dem Rennen nur sechs Punkte hinter Führungsfahrer René Rast. Sollte der DMSB eine Strafe verhängen – etwa Punktabzug oder Startplatzverlust – könnte er im Finale in Hockenheim deutlich hinterhergerücken und seine Titelchancen schmälern.
Die DMSB prüft zunächst, ob der Positionswechsel bewusst befohlen und damit regelwidrig war. Da das Blinksignal eindeutig war, dauert die formale Untersuchung jedoch einige Tage, bevor offizielle Sanktionen ausgesprochen werden können.
BMW betont, dass die Anweisung aus Qualifying‑Schwächen resultierte und nicht aus einer generellen Toleranz gegenüber Teamorders. Das Unternehmen arbeitet parallel an der 2025‑Evolution des M4 GT3, um künftig weniger auf taktische Manöver angewiesen zu sein.
Ab 2025 gibt es verpflichtende zusätzliche Boxenstopps, kürzere Renndauern und die Einführung von synthetischem, klimafreundlichem Kraftstoff. Gleichzeitig bleibt das Reifenbudget bei drei bis vier Sets pro Wochenende, wobei Pirelli die Nachhaltigkeit der Gummimischungen stärkt.
Mit neun Fahrern, die noch im Titelrennen stehen, hat der Skandal die Gesamtspannung erhöht. Ein möglicher Punktabzug für Wittmann oder ein Startplatzverlust für Rast könnte das Kräfteverhältnis komplett umkrempeln und somit das Finale in Hockenheim noch unvorhersehbarer machen.