Am Montagabend gegen 23:30 Uhr meldete eine 21‑jährige Frau aus Bochum einen Übergriff im Käfer‑Wiesn‑Schänke‑Zelt. Das Zelt fasst rund 1.200 Gäste und ist eines der beliebtesten Schirme auf dem Oktoberfest. Laut Polizeibericht hat der Verdächtige, ein 49‑jähriger Mann, die Frau wiederholt "über die Kleidung hinweg" an intimen Körperstellen berührt – ein klarer Verstoß gegen ihren Willen.
Die Frau wies das Sicherheitspersonal an, das sofort die Polizei informierte. Beide – Opfer und mutmaßlicher Täter – wurden zur Wiesn‑Polizeistation gebracht, wo der Mann in Gewahrsam genommen wurde. Nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft wurde ein Strafverfahren wegen Vergewaltigung eingeleitet.
Nach § 177 des deutschen Strafgesetzbuches gilt ein solcher Übergriff als Vergewaltigung, wenn er "gegen den Willen einer Person in Gegenwart eines anderen" erfolgt. Das Gesetz sieht dafür eine Mindestfreiheitsstrafe von zwei Jahren vor. Der Beschuldigte ist jemenitischer Staatsbürger und wohnt in einer Flüchtlingsunterkunft in Altötting, Oberbayern. Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wurde er in eine Haftanstalt überstellt. Ein Untersuchungsausschuss wird am Dienstag entscheiden, ob er wegen Fluchtgefahr weiterhin inhaftiert bleibt.
Der Vorfall ist nicht isoliert. Das 190. Oktoberfest, das am Wochenende eröffnet wurde, hat bereits fast eine Million Besucher angezogen. Polizei und Rettungsdienste stehen seit Beginn unter Hochdruck: Mehrere Fälle von Körperverletzung, sexueller Belästigung und andere Straftaten wurden gemeldet. Laut dem Rettungsdienst Aicher wurden seit Beginn des Festes über 900 Notrufe registriert – ein neuer Rekord, der die Belastung der Einsatzkräfte verdeutlicht.
Experten betonen, dass die enorme Besucherzahl und der Alkoholkonsum das Risiko von Übergriffen erhöhen. Sicherheitskräfte vor Ort haben ihre Präsenz in den Hauptzelten verstärkt und Schulungen für das Personal durchgeführt, um schneller auf Meldungen reagieren zu können. Gleichzeitig fordern Frauenrechtler mehr Aufklärung und klare Meldemöglichkeiten für Betroffene.
Der Fall wird in den kommenden Tagen weiter verfolgt, während das Fest mit seiner typischen Mischung aus Bier, Musik und Fahrgeschäften weiterläuft. Die Stadt München steht nun vor der Aufgabe, die Sicherheit auf dem größten Volksfest der Welt zu gewährleisten – ein Balanceakt zwischen Tradition und notwendiger Prävention.
Der Vorfall im Käfer‑Zelt erinnert eindringlich daran, dass die Verantwortung für ein sicheres Umfeld nicht nur bei der Polizei, sondern bei allen Beteiligten liegt – vom Zeltpersonal bis zu den Gästen selbst.